Kommt es zu Gallensteinen und Gallenkoliken?
Um den Zusammenhang zwischen Fasten und der Befürchtung vor Bildung von Gallensteinen zu verstehen, muss man sich zunächst etwas mit der Funktion der Gallenblase und des Gallensaftes vertraut machen. Danach wird man verstehen, dass solche Bedenken zwar nicht unbegründet sind, sich jedoch bei korrekter Ausführung der Fastenzeit in der Praxis keine negativen Auswirkungen zeigen.
Die Gallenblase
Die Gallenblase liegt hinter der Leber im rechten Oberbauch. Unter dem rechten Rippenbogen spürt man sie manchmal schmerzen, wenn es ihr nicht gut geht. Fühlbar sollte sie jedoch nicht sein, denn dazu steckt sie zu sehr hinter der Leber. In der Gallenblase wird der Gallensaft gesammelt, der in Leber gebildet wird. Daher führen Gefäße aus der Leber zur Gallenblase. Dort wird der fettverdauende Gallensaft zwischengespeichert, bis er bei einer grösseren Mahlzeit gebraucht wird. Die Gallenblase zieht sich nach einer fetthaltigen Mahlzeit
zusammen und presst den Gallensaft in den Gallengang. Der Gallengang führt hinter dem Zwölffingerdarm entlang und mündet an seinem unteren Ende in den Darm. Dort trifft der Gallensaft auf den Speisebrei und kann bei der Fettverdauung helfen.
Entstehung und Art von Gallensteinen
Gallensteine sind die bekanntesten und häufigsten Probleme der Gallenblase. Nahezu 20% aller Frauen und 10% aller Männer ab dem mittleren Alter haben Gallensteine. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Gallensteine bilden. Gallensteine entstehen vor allem durch ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung des Gallensaftes. Wenn der Gallensaft durch einen langen Aufenthalt in der Gallenblase stark konzentriert ist, wird diejenige Substanz aus dem Gallensaft ausgefällt, die relativ gesehen in zu großer Menge enthalten ist.
Die allermeisten Gallensteine, über 90% der Steine, bestehen in erster Linie aus Cholesterin, beziehungsweise Cholesterol.
Ursachen für Gallensteine
Neben familiärer, erblicher Belastung, treten Gallensteine vor allem bei Personen in mittlerem oder höherem Alter auf, die sich extrem fettreich oder fettarm ernähren. Personen mit einen erhöhten Cholesterinspiegel und Übergewicht sind am stärksten betroffen. Man spricht im angelsächsischen Sprachraum auch von der 6F-Regel, was die wichtigsten Gallenstein-Ursachen angeht:
Female: Weiblich
Forty: Ãœber 40
Fertile: Fruchtbar (mehrere Kinder)
Fat: Ãœbergewicht
Fair: Blondes Haar, heller Typ
Family: Familiäre Belastung
Eine fettreiche Ernährung bewirkt eine erhöhte Produktion von Gallensaft. Dadurch wandert insgesamt auch mehr Gallensaft durch die Gallenblase und es gibt mehr Gelegenheiten, dass sich der Gallensaft zu stark konzentrieren und ausfällen kann.
Eine besonders fettarme Ernährung braucht kaum Gallensaft, daher wird der vorhandene Gallensaft nur selten und wenig ausgeschüttet. Die Galle bleibt länger in der Gallenblase und kann sich daher besonders stark konzentrieren. Es kommt eben auch hier darauf an, sich ausgewogen zu ernähren.
Bei Diäten oder beim Fasten wird, genauso wie bei sehr fettarmer Ernährung, wenig Gallensaft ausgeschüttet. Außerden wird durch den Abbau von Körperfett viel Cholesterin frei, das durch die Leber und die Galle ausgeschieden wird. Es kommt zum Ungleichgewicht mit zuviel Cholesterin in der Galle, was die Gefahr der Bildung von Gallensteinen erhöht. Am Anfang sind die Gallensteine noch sehr klein, so dass man von Gallengries spricht. Die Gallengries-Körner sind 0,5 bis 1 mm im Durchmesser. Gallengries kann sich zu Gallensteinen entwickeln, aber er kann sich auch wieder auflösen und verschwinden.
Der Zusammenhang zwischen Gallenblase - Rücken - Schulter
Die Nervenfasern der Gallenblase entstammen dem Rückenmarkssegmenten C3–C5. Von den Segmenten C3 und C4 entspringen auf dieser Seite auch die Fasern der Nervi supraclaviculares, welche Teile der rechten Schulter erreichen. Bei einer Reizung der Gallenblase durch pathologische Prozesse, z. B. einer Entzündung, kann es aufgrund dieses gemeinsamen Ursprungs zum Phänomen des „Übertragenen Schmerzes“ in den Rücken und die Schulter kommen.
Auch die Ärztegesellschaft Heilfasten undErnährung e.V. kommt zum Schluss, dass durch das Fasten keine erhöhte Gefahr ausgeht: “Das Risiko, an Gallensteinen zu leiden, nimmt mit dem Grad des Übergewichtes zu. Bei schnellen Gewichtsreduktion, z. B. nach Magenverkleinerung (Gastric Banding) oder Proteindiäten nimmt die Inzidenz der Gallensteine zu und zwar bis zu 8 % nach 4 Wochen Gewichtsreduktion, 5-26 % nach 2-5 Monaten und bis 33-36 % nach 6-12 Monaten (Weinsier 1994). Gallensteinbildung nach Heilfasten ist uns nicht bekannt. Vielleicht liegt das an der Tatsache, dass das Heilfasten selten länger als drei bis vier Wochen durchgeführt wird und nur naturbelassene Zusätze zugeführt werden.
Olivenölkur? Eine nicht unbedenkliche Methode gegen die Gallensteinbildung
Bekannt ist die Olivenölkur zur Behandlung oder zur Verhinderung der Bildung von Gallensteinen. Beim Fasten soll man morgens beginnen, 50 ml Olivenöl mit dem Saft aus zwei Zitronen einzunehmen. In der nächsten Stunde wird diese Prozedur noch dreimal wiederholt. So soll während der nächsten drei Tage Gallengrieß über den Stuhl ausgeschieden werden.
In einem Experiment konnte nachgewiesen werden, dass sich etwa 15 Minuten nach Einnahme des Olivenöls jenes Hormon verdoppelt, das für die Entleerung der Gallenblase zuständig ist und den Bauchspeicheldrüsensaft fördert. Bei kleinen Gallensteinchen und Gallengrieß funktioniert diese Behandlungsmethode hervorragend.
Diese Methode ist jedoch nicht ohne Risiko. Sollten die Gallensteine nämlich bereits unangenehmere Ausmaße angenommen haben und obendrein schon lange vor sich hinkristallisieren, könnte es beim Ablösen eines solchen Brockens erst recht zu einer Verstopfung der Gallenkanäle kommen, was dann eine besonders starke Gallenkolik zur Folge haben kann. Dieses Problem lässt sich dann leider häufig auch beim Arzt nicht mehr über eine Sonde durch den Magen beheben. Während einer Fastenkur ist deshalb ohne Konsultation und entsprechender Untersuchung durch einen Arzt von dieser Methode abzuraten
Bei Problemen mit der Galle, die auch zu Rücken- und Schulterschmerzen führen können, werden Galle treibende Tees und Kräuter empfohlen, z.B.: Artischocke, Bitterdistel, Mariendistel, Oregano, Römische Kamille, Salbei, Schafgarbe, Waldmeister. (Tünnissen-Hendricks, heilfastenkur.de)