Kommt es zu Übersäuerung?

Kommt es zu Übersäuerung?

Die These, dass ein Ungleichgewicht von Säuren und Basen im Körper Krankheiten verursache, wurde vermutlich zum ersten Mal von Francis de la Boe Sylvius im 17. Jahrhundert gemäß der Theorie der Körpersäfte aufgestellt. Er empfahl, die Patienten mit Säuren und mit Laugen zu behandeln. Anfang des 20. Jahrhunderts griffen auch Howard Hay und Franz Xaver Mayr diese Theorie auf. Mayer wird der Ausspruch zugeordnet: „die Säure ist das Zellgift schlechthin“. Populär wurde die Säure-Basen-Theorie vor allem durch den schwedischen Biochemiker Ragnar Berg, der den Säure- und Basengehalt in vielen Lebensmitteln durch AnalySierung der Asche nach der Verbrennung ermittelte. Er setzte Kationen mit Basen und Anionen mit Säuren gleich. Berg formulierte daraufhin die Theorie vom Säureüberschuss im Körper, der schließlich sogar zum „Säuretod“ führen könne. Diese Theorie wurde von Bircher-Benner aufgegriffen: „Wächst der Säureüberschuss so hoch an, dass die Nahrungsbasen nicht mehr hinreichen (...) so gerät der Organismus nach und nach in Säurenot, bis sich schließlich die Acidose, ein Zustand lebensgefährlicher Säurevergiftung, einstellt.“ (Wikipedia, Säure-Basen-Gleichgewicht)
Der Säure-Basen-Haushalt wird durch ein raffiniertes Regulationssystem im Organismus gesteuert. Jede überschüssige Säure wird an eine Base gebunden und damit neutraliSiert. Zur NeutraliSierung verwendet der Körper hauptsächlich basische Mineralsalze wie Natrium, Kalium oder Magnesium, die er dem Gewebe entnimmt. Diese Mineralsalze befinden sich vor allem im organischen Gewebe, im Blut, in der Zellflüssigkeit und in den Knochen. Einige Wissenschaftler vermuten, dass eine andauernde Übersäuerung zu einer DemineraliSierung führen kann (http://www.basisch.de).
Basen und Säuren bemessen sich an den Mengen der positiven oder negativen abspaltbaren Wasserstoff-Ionen (H+ oder H- -Ionen). Treffen eine Säure und eine Base aufeinander, so entsteht ein Salz. Vermischen sich beispielsweise Salzsäure (HCl) und Natronlauge (NaOH), so entstehen Kochsalz (NaCl) und Wasser (H2O). Kochsalz bindet Wasser im Körper und beeinflusst so den Säure-Basen-Haushalt. Die Menge an Wasserstoff-(H)-Ionen, die in einer Lösung vorhanden sind, bestimmt deren pH-Wert auf der Skale zwischen 0 bis 14. Wasser hat einen pH-Wert von 7 und ist somit neutral. Überwiegen die H+ -Ionen, ist die Lösung sauer, überwiegen die H- -Ionen, ist Sie basisch. Der pH-Wert des Blutes ist leicht basisch und liegt zwischen 7,36 und 7,44. Der Normbereich dieses pH-Wertes lässt nur eine geringe Schwankung zu. Um den pH-Wert in diesem Normbereich zu halten, setzt der Körper verschiedene Puffersysteme ein. Der Wichtigste von ihnen ist der Bikarbonatpuffer. Bikarbonat fängt Protonen ab, während die Kohlensäure überschüssige Basen neutraliSiert. Reichen die Puffersysteme nicht mehr aus, wird das Grundgewebe herangezogen. Welche Rolle das Bindegewebe bei der Regulierung des Säure-Basen-Haushaltes spielt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Es wird jedoch beobachtet, dass die Beschaffenheit des Bindegewebes mit dem Anfall von sauren und basischen Verbindungen im Organismus variiert. Verschiedene Gefäßerkrankungen und rheumatische Beschwerden werden auf eine Störung des Bindegewebsstoffwechsel zurückgeführt (Leitzmann, 98).
Gemischte Kost führt grundsätzlich zu einer leichten Übersäuerung, die der Körper jedoch ausgleichen kann. Die Annahme der Pioniere des Säure-Basen-Gleichgewichtes wie Berg, Bircher-Benner, McCann und andere, Ammoniak sei eine gefährliche Stoffwechselschlacke, hat die Wissenschaft relativiert. Ammoniak entsteht grundsätzlich beim Abbau stickstoffhaltiger Substanzen. Die Schulmedizin argumentiert deshalb, dass die Kapazitäten der Nieren zur Ausscheidung von Protonen selbst bei einseitiger Ernährung nicht ausgeschöpft werden könne. Diese Annahme überSieht jedoch, dass der begrenzende Faktor nicht die Ausscheidungsfähigkeit der Nieren ist, sondern die Möglichkeit, Säuren aus dem Bindegewebe zu den Nieren abzutransportieren. Die Zusammensetzung der heutigen Nahrung hat jedoch mehr Säure bildende Elemente als das früher der Fall war. Der Konsum von Fleisch, Süßigkeiten und Milchprodukten wie Joghurt und Käse hat sich wesentlich erhöht.
Es sind jedoch nicht nur die eindeutig körperlichen Aspekte, die beim Thema Säure-Basen-Haushalt und „Übersäuerung“ eine Rolle spielen. Heute sind es voe allem auch die psychischen und seelischen Faktoren, die zu Unwohlsein, Blähungen, Verstopfungen, Magenbrennen und Darmentzündungen beitragen. Stress durch Zeitmangel, Überbelastung und Überforderung, Zukunftsängste und depressive Stimmung lassen uns „sauer“ werden. Alle Ansätze, die auf die nur auf die Umstellung der Ernährung und körperliche Aspekte zielen, greifen bei diesem Thema zu kurz. Auch hier zeigt sich das Fasten wieder als ganzheitlicher Ansatz, der sowohl physische, wie auch seelisch-geistige, Prozesse in Gang bringt und zur Umstellung beitragen kann.

Fastenazidose

Beim Fasten steigt die Übersäuerung zunächst an, weil Ketone (Azeton und Betahydroxybuttersäure) bei der Verbrennung von Fett und Eiweiß entstehen, die den Säurespiegel erhöhen. Solange genügend Oxalessigsäure für die Inganghaltung des Zitronensäurezyklus vorhanden ist, entsteht keine bedrohliche Azidose. Die im Heilfasten hinzugegebenen Obst- und Gemüsesäfte, Zitrone sowie, bei Bedarf, basischen Mineralsalze, stellen dies sicher. Sie erleichtern das Recycling all dieser sauren Zwischenprodukte wie Ketone, Fettsäuren, Milchsäure und schonen dadurch die Alkalireserve. Obwohl die stoffwechselbedingte Azidose durch die Nieren (renal) durchkompenSiert wird, kommt der Kompensation durch Abatmen über die Lungen (pulmonal), die durch Bewegung gefördert wird, große Bedeutung zu. Während des Fastens mobiliSiert der Organismus vermehrt Säure, die durch die Nieren aber auch über Haut und Lunge ausgeschieden wird. Diese Säureentlastung ist ebenso ein sehr wichtiger Teil der therapeutischen Wirkung des Fastens, da eine Überlastung des Organismus mit Säuren aufgrund übermäßigen Eiweiß-, Süßigkeiten-, Kaffee- und Weißmehlkonsums eine wichtige Ursache für die Entstehung verschiedener Krankheiten darstellt. Die Deckung des Energiebedarfs wird im Fasten durch neurohormonal gesteuerte Umschaltprozesse auf eine äußerst sparsame innere Ernährung vollzogen. Die damit intensivierte innere Verdauung ist ein Teil jener regulativen Regenerationsprozesse, die sich in allen Zellen und im Zwischengewebe abspielen und zur Steigerung ihrer spezifischen Leistungsfähigkeit beitragen.
(Surböck, Walter, www.gesundheiten.at)

Bei Bedarf empfiehlt es sich, beim Fasten zusätzlich eine Basenmischung (z.B. nach Dr. Rauch oder Dr. Sander oder Fertigpräparate) zu nehmen.

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